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Über den Autor:

Detlef Beyer

Detlef Beyer ist ein Kölner Experte im Bereich Gebrauchs­­tauglich­­keit (Usability) und Barriere­­freiheit. Detlef war als Lehr­­beauftragter an der Uni Duisburg-Essen und an der FH Köln aktiv. Er hat vielfältige Artikel in Fach­­zeitschriften veröffentlicht. Workshops und Vorträge sind ein weiterer Schwer­­punkt seiner Arbeit. Er ist ebenfalls Geschäfts­­führer der Medienkonzepte GbR.
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APCA & WCAG 2.1 – Kontrastrechner

Kontrastwerte erscheinen hier...

Beispieltext: The quick brown fox jumped over the lazy dog.

Die Angaben zur Schriftstärke und der entsprechenden Schriftgröße basieren auf einer gebräuchlichen Schrift wie Helvetica oder Arial. Bei den Schriftgrößen wird von einem Verhältnis der x-Höhe von mindestens 0,5 ausgegangen. Das bedeutet, dass die vertikale Höhe des klein geschriebenen x mindestens die Hälfte der Schriftgröße oder mehr beträgt, wie sie auf dem Bildschirm dargestellt wird. Eigentlich soll hier nur gesagt werden, dass die angegebenen Werte durchaus Spielraum für Interpretation lassen.

Neue Regeln für den Kontrast von Texten

Hinter dem Akronym APCA™ öffnet sich in einem neuen Tab versteckt sich der Accessible Perceptual Contrast Algorithm, eine neue Methode zur Vorhersage des Kontrasts für Text- und Nicht-Text-Inhalte auf selbst beleuchteten Displays. Weil wir Abkürzungen und Akronyme so mögen, gibt es noch das APCA™ Readabiliy Criterion (ARC™). Hier wird die neue Methode direkt auf Regeln im Hinblick auf die Lesbarkeit umgesetzt. Das Problem mit der aktuellen Methode für die Prüfung des Kontrast nach Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.x ist, dass es zu durchaus erheblichen Fehlern kommen kann. Die aktuelle Methode funktioniert nur gut, wenn die Hintergrundfarbe sehr hell oder weiß ist. Spätestens bei einer Site oder App im DarkMode tauchen die erwähnten Fehler auf.

Es gibt die Stufen Bronze, Silber und Gold nach ARC. Bei Bronze sind nur die wichtigsten Texte im Hinblick auf die Lesbarkeit optimiert worden, bei Gold sind es alle Texte. Es geht sicher noch viel Zeit ins Land, bis diese neuen Ansätze mit den WCAG 3.0 öffnet sich in einem neuen Tab final verabschiedet werden. Bis die WCAG 3.0 dann zur Verbindlichen Grundlage von European Accessibility Act (EAA) und Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG, noch mehr Akronyme – jipi) wird, wird es noch länger dauern. APCA war in früheren Arbeitsentwürfen der WCAG 3.0 Textkontrast-Leitlinien enthalten. Der W3C Editor’s Draft der WCAG 3.0 vom 2. Juni 2023 setzte jedoch alle Richtlinien auf den Status „Platzhalter“ zurück und entfernte frühere Richtlinieninhalte, einschließlich Textkontrast und APCA. Die Mühlen mahlen sehr langsam und noch ist die Diskussion um einen neuen Standard öffnet sich in einem neuen Tab nicht abgeschlossen.

Aus meiner Sicht ist der Ansatz hinter APCA recht spannend. Zum einen wird die Lesbarkeit tatsächlich besser berücksichtigt und zum anderen erhalten Designer und Designerinnen mehr Spielraum bei der Gestaltung. Für mich ist es eine interessante Entwicklung und es hat mein Verständnis der Probleme hinter dem schlichten Wort „Kontrast“ verbessert.

Ein kleines Beispiel öffnet sich in einem neuen Tab – der Kontrast des APAC Logos mit weißem Text auf orangem Hintergrund schlägt laut WCAG 2.x Regel fehl (#fe6500 als Hintergrund und fast weiße Schrift #fefefe ergibt einen Kontrast von 2.94:1). Die erste Variante zielt auf ein trichromatisches Sehen – die Blau-, Grün- und Rotzapfen sind intakt. Alle anderen Varianten zeigen eine Farbfehlsichtigkeit und bei allen Varianten ist die Lesbarkeit gut. Genau das spiegelt die Bewertung nach APAC wider.

Unterschiedliche Farbfehlsichtigkeiten am Beispiel eines Logos

Der Kontrast wird nach WCAG 2.x als lineares Verhältnis der relativen Luminanz (Helligkeit) von Vordergrund- und Hintergrundfarbe berechnet. Das Ergebnis ist ein Kontrastverhältnis zwischen 1:1 (kein Kontrast) und 21:1 (maximaler Kontrast). Im Ergebnis sind die Anforderungen für eine barrierefreie Umsetzung: Mindestens 4,5:1 für normalen Text, mindestens 3:1 für große Schrift oder Icons. Die Schriftgröße, der Schriftschnitt, der Kontext oder Wahrnehmungsunterschiede heller und dunkler Flächen werden nicht berücksichtigt. Das Verfahren ist mathematisch einfach und objektiv, leider aber wenig wahrnehmungsnah.
Das neue APCA-Bewertungssystem bewertet den Kontrast (Lc) in Stufen von 0 bis 106 (und 0 bis -108). Je höher die Zahl, desto höher der Kontrast. ≥ 15 ist das Minimum für Nicht-Text-Elemente, während ≥ 75 der bevorzugte Wert für Fließtext und Lc ≥ 60 das Minimum für große Texte oder Icons ist.
Statt eines einfachen linearen Verhältnisses nutzt APCA ein Modell, das die menschliche Wahrnehmung von Helligkeit und Kontrast realistischer abbildet. Die Formel ist komplexer und basiert unter anderem auf nichtlinearen Faktoren sowie Schriftgröße und Schriftschnitt. Das Ergebnis ist ein sogenannter Lc-Wert (Lightness contrast). Ein positiver Wert steht für dunklen Text auf hellem Hintergrund, ein negativer für hellen Text auf dunklem Hintergrund.
Größe und Schriftstärke (auch Strichstärke, Schriftdicke oder Fette genannt) des Textes werden bei der Bewertung der Zugänglichkeit berücksichtigt. Je leichter oder dünner der Text, desto höher die benötigte Punktzahl.
Wenn Sie die Text- und Hintergrundfarben austauschen, ändert sich das Ergebnis für die Zugänglichkeit. Der Kontrast wird dann bei APCA häufig anders bewertet. Im Gegensatz zu WCAG 2.x, wo ein dunkler Text auf hellem Hintergrund die gleichen Ergebnisse, wie heller Text auf dunklem Hintergrund, liefert.
Der Kontrast wird im Hinblick auf die Wahrnehmung – und nicht mathematisch – modelliert. Im Gegensatz zu WCAG 2.x berücksichtigt der neue APCA, dass Menschen den Kontrast differenziert und nicht linear über Farbton und Helligkeit wahrnehmen.
Ein Beispiel wäre die Kombination von Orange (#d58400) als Hintergrund und Weiß (#ffffff) als Schriftfarbe. Diese Kombi fällt nach der alten Regel krachend durch und ist laut APCA durchaus gut lesbar.

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